Was ist Verhaltenstherapie (VT)? – Prinzipien, Ablauf und Einsatzgebiete

Eine Psychotherapie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene

Dipl.-Psychologen bzw. Therapeuten untersuchen wann die Symptome auftreten und welcher Reitz sie auslöst. Sie beobachtet dabei das Verhalten des Kindes im Spiel bzw. sprechen mit dem Jugendlichen über Gedanken und Gefühle. Es wird auch untersucht, wie andere Personen zu Hause, in der Kita oder Schule auf das problematische Verhalten reagieren. Die Diagnostik sieht in der Regel auch unterschiedliche Testungen vor um eine möglichst „richtige“ Diagnose zu ermitteln. Angepasst an die Diagnose und das Alter des Kindes oder Jugendlichen wird eine standardisierte Behandlungsstrategie ausgewählt und schematisch nach einem Manual durchgeführt. Es erfolgt eine Aufklärung zum Störungsbild und den aufrechterhaltenen Faktoren. Ggf. werden die Eltern und andere Bezugspersonen im Umgang mit dem Patientengeschult, um die Faktoren zu verändern, die seine psychischen Beschwerden auslösen. Das Ziel ist das problematische Verhalten so effizient wie möglich wieder zu verlernen.

Kinderpsychologe und Kinder-und-jugendlichenpsychotherapeutVerfasst von
Tobias Szuwart – Psychotherapeut

Approbierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, tiefenpsychologisch fundiert & Gruppentherapeut

Inhalte - Übersicht

Therapeuten für Verhaltenstherapie?

Vorab: Auch die tiefenpsychologischen Verfahren sind bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Erwachsenen sowie bei Menschen „jenseits der Lebensmitte“ gut einsetzbar. Junge Patienten bis zum Alter von 21 Jahren werden in der Regel von spezialisierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten behandelt (oft auch fälschlicherweise als Kinderpsychologen oder Jugendpsychologen bezeichnet). 

Wann ist eine Verhaltenstherapie nötig?

Wenn die Diagnose einer psychischen Krankheit vorliegt, gilt sie als erfolgreiches Behandlungskonzept für viele psychischen Krankheiten und psychologische Probleme. Für eine Therapie wird keine Überweisung durch den Hausarzte benötigt. Es muss jedoch mit Wartezeiten von mehreren Wochen gerechnet werden. Sie fordert die praktische und aktive Mitarbeit des Patienten bzw. der Eltern. Die Mitarbeit ist nicht nur während der Therapiesitzung, sondern auch im Alltaggefordert. Das Gelernte soll praktisch umgesetzt werden und man erhält Hausaufgaben, die später besprochen werden. Nicht jedem sagt dieser eher oberflächliche, auf die aktuelle Symptome bezogen, Therapieansatz zu. Menschen, die gerne intensiv über sich nachdenken ein tiefes Verständnis für die Ursachenihrer Probleme suchen, fühlen sich möglicherweise in einer tiefenpsychologisch ausgerichteten Therapie wohler. Auch werden hier Nachreifungsprozesse und die Persönlichkeitsentwicklung durch Auflösung von inneren Konflikten fokussiert. Siehe unter aufdeckende Psychotherapie.

Einsatz bei Angststörungen ADS, ADHS, Borderline, Depressionen bis hin zu Zwangsstörungen und Persönlichkeitsstörungen ...

  • Angststörungen
  • ADS und ADHS
  • Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)
  • Depressionen (negative Gedanken, …)
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Zwangsstörungen

Tatsächlich wird inzwischen sie in der ambulanten Praxis und klinischen Stationen bei allen bekannten psychischen Erkrankungen nach dem ICD-10 und DSMangewandt. Hierzu zählen nicht nur Ängste, ADHS bzw. ADS, Borderline, Depression, Persönlichkeitsstörungen oder Tics und Zwangsstörungen sondern auch alle anderen Erkrankungen des Verhaltens und der Emotionen. Oft ist sie aus einem Mangel an anderen Angeboten in der Klinik alternativlos.

Was ist die VT?

Jede psychotherapeutische Richtung hat eine wissenschaftstheoretische Ausrichtung. Daraus leiten sich nicht nur das Menschenbild oder philosophische Überlegungen ab. Sie bestimmen Maßgeblich die Vorstellungen über die Ursachen und Entstehung von psychischen Erkrankungen. Dem entsprechend leiten sich davon Methoden zur Therapie ab. Sie hat sich als Gegenbewegung zur traditionellen Psychoanalyse entwickelt. Sie steht in scharfer Ablehnung zu ihr und ähnlichen Therapieformen wie der Gestalttherapie, Transaktionsanalyse oder der Systemik. Sie entstand aus der Wissenschaftstheorie des sogenannten Behaviorismus, der die Psychologie im 20. Jahrhundert prägte. Während sich die Methode nach Freud vor allem auf Interpretationen unbewusster Vorgänge konzentriert, untersucht diese Schule allein das tatsächlich beobachtbare Verhalten. Das Ziel ist es, menschliches Verhalten möglichst objektiv zu untersuchen.

Wie kommt es demnach zu psychischen Problemen? Grundannahmen

Zwei Jungendliche zur Gedanken-Stop Technik in der VT-Praxis draußenSie wurde vor allen in den USA entwickelt. Ihre Grundannahmen leiten sich aus der Lerntheorie ab:  „Problematisches Verhalten, dass erlernt wurde und kann auch wieder „gelöscht“ werden bzw. durch neue, angemessenere Verhaltensmuster ersetzt werden.“ Erreicht werden soll diese Korrektur durch „Trainingsmethoden“ wie Lob und Belohnung für erwünschtes Verhalten, Selbstbeobachtung oder Feedback. Sie setzt somit ambeobachtbaren Verhalten an bzw. an der Änderung des als problematisch empfundenVerhalten und Symptoms. Dies umfasst das Verhalten an sich sowie Körperreaktionen odergedankliches Verhalten. – Vereinfacht dargestellt sucht die Verhaltenstherapie nicht nachd en tiefenpsychologischen Ursachen für spezifische Ängste oder Verhaltensweisen, sondernversucht die Ängste durch Trainings (z.B. langsame Gewöhnung an Spinnen, Kontrolle derGefühle) zu kontrollieren. Techniken wie die „Gedanken-Stopp“, Skill-Trainings „In Chili-Schote beißen statt ritzen mit Klingen“ werden tatsächlich praktisch eingeübt und im Alltagerprobt.Die Verhaltenstherapie ist mit der Zeit weiterentwickelt worden. Hervorzuheben ist insbesondere die Integration kognitiver Elemente. Damit gemeint ist die Erweiterung desFokus auf reines Verhalten. Heuten werden nun stärker das Erleben, die Gedanken undGefühle der Patienten mit einbezogen. Dennoch gibt es in der Verhaltenstherapie kein Menschenbild oder gar Annahmen über die Seele oder unbewusste Prozesse, Psychodynamiken, Bindungstypen oder eine Entwicklungspsychologie. Sie nimmt eine technisch-positivistische Wissenschaftsauffassung ein, die sich leicht an. Sie nimmt eine technisch-positivistische Wissenschaftsauffassung ein, die sich leicht an statistischen Erhebungsmethoden anpassen lässt und der medizinisch-pharmakologischen Sichtweise von Reiz-Reaktion-Schemata folgt. Entsprechend lässt sie sich auch leicht mit medikamentöser Behandlung oder einem klinischen Umfeld kombinieren.

Wie funktioniert eigentlich Verhaltenstherapie?

  • Methode fokussiert auf Symptome
  • setzt an Auslösern und aufrechterhaltenden Faktoren an (Verhaltensanalyse)
  • Problem- bzw. zielorientiert 
  • klare Therapieziele (Therapieplan)
  • handlungsorientiert; Erproben im Alltag
  • will Hilfe zur Selbsthilfe sein
  • Umfeld des Patienten kann mit einbezogen werden (Elterntraining, …)
  • Konfrontationstherapie (Verhaltensmuster aufdecken) 

Methoden der Verhaltenstherapie

Die therapeutischen Techniken und der Begriff Verhaltenstherapie wurde als Richtlinien-Verfahren anerkannt. Neben der tiefenpsychologisch fundierten und der analytischen PT  ist sie eine der am meisten angewandten therapeutische Methoden von psychischen Erkrankungen und Leiden. – Wie bei allen Verfahren und Therapieschulen gibt es auch hier unterschiedlichen Methoden und Ansätze.

"Wissenschaftliche" Psychotherapie

Ärzte und Wissenschaftler erforschen Wirksamkeit von Psychotherapie in der Uni Klinik Frankfurt

Die grundsätzliche Vorgehensweise führt dazu immer nach dem gleichen Schema zu therapieren wie beispielsweise einen gebrochenen Arm oder eine Infektionserkrankung. Es wird eine Diagnose erhoben und daraufhin eine für passend empfundene Behandlungsmethode ausgewählt – analog einer Antibiotika-Tablette oder eben einer Gipsschiene. Es ist daher oft eine umfangreiche Diagnostik anhand von diversen Fragebögen und Situationstests vorgesehen um eine möglichst exakte Diagnose nach ICD-10-Codestellen zu können. Im Anschluss wird ein fester Behnadlungsablauf nach einem vorgegebenen Manual durchgeführt, welches dem Formenkreis der Diagnose entspricht mit konkreten Handlungsanweisungen und Abläufen für die Therapie usw..

Fragebögen für Fähigkeiten und Diagnosen wie ADHS, ADS, Depression, Ängste usw. 

Hand mit Maßband Symbol für Messung und psychologische TestsDurch die Beantwortung von vorgelegten Fragen äußert sich Patienten im Kindergarten oder durch die Beantwortung von vorgelegten Fragen äußert sich Patienten im Kindergarten oder Schulalter und Erwachsene zu seiner Selbstwahrnehmung und zu seiner Eigeneinschätzung. Die Antworten in den Testverfahren sollen Rückschlüsse auf verschiedene Problembereiche und Fähigkeiten zulassen.

  • Persönlichkeit (das Testverfahren FPI)
  • Selbstwertgefühl ( ALS)- Ängste (AFS)
  • körperliche Beschwerden (GBB)
  • Arbeits- und Lernverhalten (LAVI)
  • Belastbarkeit (Hanes)
  • emotionale Verfassung (DIKJ, DTK)

Was macht ein Verhaltenspsychologe? - Ablauf der Therapie

S-O-R-K-C-Schema: Modell aus der verhaltenstherapeutischen PraxisSo versuchen Verhaltenstherapeuten zu nächst zu verstehen, warum unerwünschtes Verhalten wie z.B. Depressionen, Ängste oder Zwänge im Alltag aufrechterhalten werden. Dazu dienen ein Erklärungs- und Aufrechterhaltungsmodells und die Klärung der Therapieziele. In der Therapieplanung wird oft das sogenannte SORKC-Modell angewendet – zur Problem- und Bedingungsanalyse für eine genaue Klärung des Problems:

  • S – Situation: Welche Situationen oder Umstände lösen das Verhalten aus?
  • O – Organismus: Welche im Organismus und Denken begründete Ursachen hat das Verhalten?
  • R – Reaktionen: Wie genau äußert sich das unerwünschte Verhalten?
  • K – Kontingenzen: Wie Häufig und wie sind Muster der Verstärkung für das Verhalten?
  • C – Konsequenzen: Was sind die Folgen, die dafür sorgen, dass das Verhalten weiterhin gezeigt wird?

Ein störungsspezifisches Manual enthält vorgegebene Behandlungselemente und Schemata, ein störungsspezifisches Manual enthält vorgegebene Behandlungselemente und Schemata,die nach und nach abgearbeitet werden, damit schrittweise das Verhalten „abtrainiert“werden kann.

Typische Elemente einer Verhaltenstherapie:

  • Zielorientierung
  • Lösungsorientiert
  • Verhaltensübungen in der Stunde, als Hausaufgaben oder verdeckt, d.h. nur in der Phantasie durchgeführt

Klassische Behandlungstechniken sind:

  • Verstärkung = Belohnung von erwünschten Verhalten
  • Löschung = Nichtbeachtung unerwünschten Verhaltens
  • Konfrontation mit bspw. angstauslösenden Reizen = Exposition und systematische Desensibilisierung.
 

Ansätze und Methoden der VT

Kognitive Verhaltenstherapie bzw. kognitive Therapie gegen Depression ...

Die kognitive V.T. ist ein besonderer Ansatz innerhalb dieser Richtung. Dieser geht auf Beck zurück, der ihn in den 1960er Jahren zur Therapie von Depressionen entwickelte. Erstmals wurden hier auch Denkmuster aufgegriffen, die Beck „kognitive Triade Depressiver nannte. Er arbeitete typische depressive Denkfehler heraus und versucht diese anhand von direktivem und strukturiertem Vorgehen auszuschalten, bis dies auch alleine geschafft wird.

Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT, auch dialektische Verhaltenstherapie)

Die Dialektisch-Behaviorale Therapie basiert auf der Kognitiven und wurde von der amerikanischen Psychologin Marsha M. Linehan in den 1980er Jahren entwickeltet. Sie umfasst auch Elemente anderer Therapieansätze sowie asiatische Meditationstechniken. Die DBT ist eine besondere Psychotherapieform. Sie findet vor allem in Kliniken Anwendung bei Neigungen zur Selbstgefährdung oder Fremdgefährdung. Daher kommt sie oft auch im Zusammenhang mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung zum Einsatz.

Schematherapie - Mehr als Verhaltensmuster ...

Die Schematherapie ist ebenfalls eine Form der Psychotherapie, die zu den Ansätzen der Verhaltenstherapie gezählt wird. Sie ist ein Ergebnis der so genannten dritten Welle der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Therapien. Hier wurde versucht durch eine Erweiterung der Methoden die Mängel der Verhaltenstherapie um Elemente psychodynamischer Konzepte zu erweitern. Es wurde sich in technischer Hinsicht besonders bei den psychoanalytischen Theorien und Therapieverfahren wie der Objektbeziehungstheorie, der Transaktionsanalyse und auch der Hypnotherapie und der Gestalttherapie bedient.

Therapie und ihre Bedingungen

Wie funktioniert eine Verhaltenstherapie? Entstehung und Funktion verstehen und sie durch funktionalere Verhaltensweisen und Interaktionsmuster zu ersetzen: Fertigkeiten, funktionale Körperreaktionen, funktionale Gedanken, funktionale Gefühle werden praktisch erlernt und im Alltag erprobt. Auch für das Kindes- und Jugendalter kann dazu auf zahlreiche evaluierte Behandlungsmanuale zurückgegriffen werden.

Wie funktioniert eine Verhaltenstherapie bei Kindern und Jugendlichen?

Verhaltenstherapeutischer Verstärkerplan für positive Verstärkung Das Vorgehen der Therapeutin passt sich selbstverständlich dem Alter der Patienten an. Beijüngeren Kindern werden z.B. anhand von Bilderbüchern Informationen über dasKrankheitsbild und wirkungsvolle Interventionen vermittelt. Bei Kindern und Jugendlichen kommen kreative Materialien, Arbeitsblätter, Verhaltensexperimente, Rollenspiele zum Einsatz. Beim Erstellen und Festlegen eines Erklärungs- und Aufrechterhaltungsmodells und der Therapieziele (z.B. nach SORKC) verhält sich die Therapeutin jedoch deutlich direktiver als er dies bei Erwachsenen tun würde. Aus verhaltenstherapeutischer Sicht sind Kinder undteilweise auch Jugendliche hierzu nicht bzw. nur eingeschränkt in der Lage sind. Den Therapiezielen werden dann in Abhängigkeit vom diagnostizierten Störungsbild und den Ressourcen – spezifische Interventionen und Trainings zugeordnet. Deren Ziel ist es dysfunktionale Verhaltens- und Interaktionsmuster wah
rzunehmen, deren Entstehung und Funktion verstehen und sie durch funktionalere Verhaltensweisen und Interaktionsmuster zu ersetzen: Fertigkeiten, funktionale Körperreaktionen, funktionale Gedanken, funktionale Gefühle werden praktisch eingeübt und im Alltag erprobt. Auch in der Verhaltenstherapie mit Kindern und Jugendlichen kann dazu auf zahlreiche evaluierte Behandlungsmanuale zurückgegriffen werden.

Verfahren der Verhaltenstherapie

  • Einzeltherapie mit Bezugspersonsitzungen zur Einbeziehung der Eltern
  • Einzeltherapie ohne Bezugspersonsitzungen, auf Wunsch bei Jugendlichen
  • Gruppentherapie mit Bezugspersonsitzungen zur Einbeziehung der Eltern
  • Kombination aus Einzel- und Gruppentherapie
  • Ergänzendes Elterntraining

Einzelpsychotherapie

Die Einzeltherapie definiert ihren Ablauf nach der spezifischen Diagnose. Ein wichtiger Bestandteil ist, den Betroffenen zu aktivieren und zu motivieren. So soll er seine Fähigkeiten verbessern sich selbst wahrzunehmen. Die Erarbeitung und Verfolgung der Ziele sollen wahrgenommen werden, um sich seinem problematischen Verhalten und Auffassungen stellen zu können.

Gruppentherapie

Eine Gruppentherapie bietet zusätzliche Möglichkeiten. In Patientengruppen mit ähnlichen Problemen kann gemeinsam gearbeitet werden und die Teilnehmer können sich gegenseitig bei der Entwicklung von Lösungen unterstützen. Geführte Diskussionen und gemeinsames Probleme lösen wird hier als wichtiger Schritt zur Selbstbestimmung angesehen. Klassische Beispiele für Gruppenarbeit sind das Selbstsicherheitstraining usw..

Was bedeutet Elterntraining?

Im Elterntraining wird das Zusammenspiel und die Interaktion zwischen den Bezugspersonen und gemeinsam mit dem Patienten untersucht und verändert. Eltern erhalten zunächst Techniken für die Interaktion mit ihrem Kind und dem Aufbau einer positiven Beziehung. In einer darauffolgenden Phase lernen die Eltern effektive Anweisungen für den Alltag wie bspw. das gezielte Verstärken von erwünschtem Verhalten.

Dauer der Psychotherapie (KJP)

Die Dauer einer PT variiert natürlich individuell mit der wöchentlichen Anzahl der Sitzungen und deren Unterbrechungen durch Schulferien und Urlaube. Es finden in der Regel wöchentliche 50-minütige Therapiesitzungen mit dem Kind statt.Wöchentliche Gruppentherapien dauern 50 oder 100 Minuten. Es werden auch Termine mit den Eltern (Bezugspersonen) vereinbart, um Therapiefortschritte in den Familienalltag zu übertragen. Sie kann als Kurzzeittherapie oder Langzeittherapie durchgeführt werden. Nach den Psychotherapie-Richtlinien vom April 2017 wird die Kurzzeittherapie in zwei Abschnitte unterteilt. Jeder Abschnitt umfasst bis zu 12 Stunden (zzgl. je 3 Sitzungen für die Bezugspersonenarbeit), für jeden muss ein Antrag gestellt werden. Insgesamt können somit 24 (zzgl. 6) Sitzungen in Anspruch genommen werden. Eine Langzeittherapie ist hier deutlich kürzer als bei den anderen Verfahren. Sie umfasst im ersten Schritt ein Kontingent von 60 Stunden und im zweiten 80 Stunden zzgl. der Bezugspersonenarbeit.

Kosten: Zahlen Krankenkasse und Krankenversicherung?

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen vollständig die Kosten eine verhaltenstherapeutische Behandlung. Das gilt für die Kinder- und Jugendlichentherapie genauso wie für Erwachsene. Auch die privaten Krankenversicherungen zahlen in der Regel diese Therapieform, wenn der individuelle Vertrag die Kostenübernahme einer PT vorsieht. Das liegt daran das die sie zu den anerkannten Richtlinien-Verfahren zählt. Das gleiche gilt auch für die tiefenpsychologisch fundierte und die analytische PT. Achten Sie auf eine Kassenärztliche Zulassung der Therapeuten damit die Sicherheit der Kostenübernahme gewährt ist.

Suche Psychologen bzw. Verhaltenstherapeuten

Ob für Kinder, Jugendliche oder Erwachsenen – Für die Suche nach einem verhaltenstherapeutischen Psychotherapeutensind Kassenärztlichen Vereinigungen der jeweiligen Bundesländer am besten geeignet z.B. KV-Hessen in Frankfurt am Main. Auf deren Internetseiten sind unter der Psychotherapeuten-Suche alle zugelassenen Psychotherapeuten oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten zu finden, die mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechen können. – Die Suchworte Dipl. Psychologe, Kinderpsychologe oder Jugendpsychologe sind bei der Suche wenig brauchbar.

Risiken und Wirksamkeit von Verhaltenstherapie?

Der Erfolg jeder Therapie ist stark von einer guten Zusammenarbeit zwischen Therapeuten und Patient abhängig. Ebenso ist es wichtig, dass man sich auf die Methode einlassen kann und diese für ihn und die Problemstellung geeignet ist.Leider stehen besonders in der klinischen Versorgung kaum noch alternative Angebote zur Verfügung. Die persönlichen Bedürfnisse  können so nicht immer berücksichtigt werden. Manche fühlen sich durch die Übungen und Aufgaben überfordert. Auch wenn gewisse Herausforderungen zum Konzept der Therapie gehören, sollte sie nicht zu einer weiteren Belastung werden. Im  dem Rahmen wird sich traditionell stark auf die Symptome und nicht auf mögliche Ursachen konzentriert. Dies wird oft kritisch betrachtet. Mittlerweile beachten neuere Ansätze neben den aktuellen Problemen auch mögliche Ursachen in der Geschichte. Befürchtet wird immer wieder, dass sich Symptome, hier nur oberflächlich behandelt wurden, sich die auf andere Bereiche verschieben können. Durch den hohen Stellenwert der ICD-10-Diagnose kann leicht eine Identifikation mit der durch den hohen Stellenwert der ICD-10-Diagnose kann leicht eine Identifikation mit dem „Ettiket“ einhergehen. Dies wurde vielfach mit dem Etikettierungsansatz (labelingapproach) nachgewiesen. Leider wurden bislang entsprechende Erkenntnisse nicht in den Weiterentwicklungen berücksichtigt.

Kritik: Was die kognitive Verhaltenstherapie nicht kann!

Oft wird ihr ein mechanistisches oder technokratisches Menschenbild vorgeworfen. Das liegt zum einen an den Methoden der Lerntheorie, aber auch an den festen Schemata und den Manualen die, die Therapieabläufe vorgeben. Es kommt tatsächlich weniger auf Empathie an, sondern viel mehr auf eine optimale Diagnostik und das Design des Trainings oder des Verstärkerplanes an. Hier brechen selbst viele Therapeutinnen und Therapeuten aus und halten sich nach eigenen Angaben nicht mehr an die strengen Vorgaben. Wie weit dann noch von einer wissenschaftlichen Methode gesprochen werden sollte ist so natürlich fraglich.

Letztendlich kann mit den Techniken und Methoden, Verhalten in jede beliebige Richtung manipulieren werden. Eine kritische Haltung den jeweiligen Bedingungen der herrschenden Bedingungen und dem Systems gegenüber wird nicht eingenommen. Sie nimmt eine technisch-positivistische Wissenschaftsauffassung ein, dies ich leicht an statistischen Erhebungsmethoden anpassen lässt und der medizinisch pharmakologischen Sichtweise von Reiz-Reaktion-Schemata folgt. Folglich beschränkt sich die therapeutische Beziehung hier nur auf die Herstellung einer wirksamen Arbeitsbeziehung. Eine untersuchende Beziehungsarbeit, die der Reifung oder Emanzipation dient, wird als unwissenschaftlich abgetan. Eine Aufarbeitung von unbewussten Vorgängen, blinden Flecken oder Mustern ist ebenfalls nicht vorgesehen, weil diese nicht als „beobachtbares Verhalten“ angesehen werden. Unbewusste Vorgänge:Innere Konflikte, Abwehrmechanismen wie Verdrängung oder Therapiewiederstände, psychische Strukturen, Komplexe, Psychodynamiken, Bindungstypen oder gar die Entwicklungspsychologie usw. werden als nicht belegbarund unwissenschaftlich angesehen. Dies geschieht obwohl diese Phänomene und Modelle seit nun mehr als 120 Jahren von erfahrenen Experten in Behandlungen beobachtet und beschrieben werden. Inzwischen werden einige dieser Phänomene selbst von den naturwissenschaftlich ausgerichteten Neurowissenschaften belegt, was jedoch nicht zu einem Umdenken führt. Dementsprechend werden in der Ausbildung kaum Selbsterfahrungsinhalte vermittelt, wie es beispielsweise in der Psychoanalyse üblich ist. Dort sollen die Therapeuten oft in vielen hundert Stunden eigenen Anteile erkennen um diese nicht bei den Patienten unterzubringen.

Trotz der schier erschlagenden Fülle wissenschaftlichen Belege der Wirksamkeit, zeigen neuere Studien eine höhere Rückfallquote gegenüber tiefenpsychologischen oder psychoanalytischen Verfahren. Zudem sind viele Studien im Hochschulbetrieb und zweifelhaften wissenschaftlichen Standards erstellt worden.

Zuletzt muss auch die Lobbyarbeit kritisiert werden, die sämtliche Verfahren in der Landschaft der PT sowohl in der Lehre als auch in der Klinik bei Seite drängen um eigene Marktanteile zu sichern. Im Gesundheitssystem versucht sie sich als billigste und effizienteste Therapieform in Konkurrenz zu anderen Therapieformen zu etablieren. Defizite im eigenen System versucht sie anhand der Übernahme von Technikelementen anderer Ansätze zu kompensieren ohne deren tiefere Bedeutung zu erfassen oder diese Haltungen zu integrieren.

Nützliche und weiterführende Links zu Verhaltenstherapeutische Arbeitsgemeinschaften, Fachverbänden und Berufsverbänden

Arbeitsgemeinschaft für Verhaltensmodifikation Deutschland (AVM-D) Dr.-Haas-Straße 4 96047 Bamberg Telefon: 0951-208 52 11 

www.avm-d.de

Deutsche Ärztliche Gesellschaft für Verhaltenstherapie e.V (DÄVT) c/o Präsident: Prof. Dr. phil. Dr. med. Serge K. D. Sulz, Dipl.-Psych. Nymphenburger Straße 185 80634 München Telefon 089-130793-19  

www.daevt.de  

Deutscher Fachverband Verhaltenstherapie (DVT) Geschäftsstelle DVT Georgskommende 7 48143 Münster Telefon: 0251-44075 

www.verhaltenstherapie.de  

Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie e. V. Bundesgeschäftsstelle Neckarhalde 55 72070 Tübingen Telefon: 07071-9434-0

www.dgvt.de 

Quellen, Fachinformationen und Buchempfehlungen

  • Wallaces, D.: KOGNITIVE VERHALTENSTHERAPIE LEICHT GEMACHT: Überwinde Ängste, Schlaflosigkeit und Depressionen, durchbreche negative Gedankenmuster und trainiere …(2022)
  • Linden, M.; Hautzinger, M.: Verhaltenstherapiemanual – Psychotherapie: Praxis (2022)
  • Benkert, O.; Hautzinger, M.; Graf-Morgenstern, M.: Psychopharmakologischer Leitfaden für Psychologen und Psychotherapeuten (2016)
  • T. Elisabeth; Hautzinger, M.: Klinische Psychologie: Psychische Störungen kompakt: Mit Online-Materialien (2009)
  • Vn Tina In-Albon; H. Christiansen; C. Schwenck: Verhaltenstherapie bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Vom Erstgespräch zur Therapieplanung (2020)
  • Valente, M.: Schematherapie: Ein Leitfaden für die Praxis (2021)
  • Bohus, M.; Wolf-Arehult, M.: Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten: Das Therapeutenmanual (2018)
  • Schmidt-Traub, S.: Kognitive Verhaltenstherapie bei Ängsten im Kindes- und Jugendalter: Ein Leitfaden für die Behandlung von Panikstörung, Agoraphobie, spezifischen Phobien und Trennungsangst (2017)
  • Esser, G. (Herausgeber); Katja Ballaschk; Tobias Banaschewski et al.: Klinische Psychologie und Verhaltenstherapie bei Kindern und Jugendlichen (2015)
  • Petermann, Franz (Herausgeber): Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie (2013)
  • Petermann, Franz (Herausgeber): Fallbuch der Klinischen Kinderpsychologie (2009)
  • Remschmidt, Schmidt, Poustka und World Health Organization: Multiaxiales Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters nach ICD-10 der WHO