Kinderpsychologe - Alle Infos zur Kinderpsychologie in ambulanter psychologischer Praxis und Klinik: Von Diagnostik bis Verhaltenstherapie ...
„Kinderpsychologe“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung und wird oft von Werbeseiten im Internet als irreführender Suchbegriff verwendet. Dort werden dann leider auch unqualifizierte und falsche Informationen weiter gegeben. Das ist hier anderes, wir bieten qualifizierte und verlässliche Informationen.
Was ist ein Kinderpsychologe?
Hier finden Sie alle wichtigen Infos über Kinderpsychologen:
- Korrekte Berufsbezeichnungen und Aufgaben
- Krankenversicherungen: Kosten und Regelungen; Patientenrechte
- Richtige Suchbegriffe und Tipps für die erfolgreiche Suche nach einem guten Behandler
- Methoden, Ausbildungs- und Qualitätsstandards sowie wissenschaftliche Hintergründe
Inhalt - Übersicht
Die Suche nach Therapeuten in der Nähe...
„Kennt jemand einen guten Kinderpsychologen bzw. Jugendpsychologen in der Nähe von Frankfurt?“ Dies ist eine umgangssprachlich gestellte Frage. Doch den Beruf gibt es eigentlich nur in der Alltagssprache. Viele Eltern suchen zwar nach dieser Berufsbezeichnung, wenn es ihren Kindern nicht gut geht. Vielleicht leidet an seelischen Problemen, typische Schwierigkeiten sind
- Depression, Frust und Kummer
- Ängste und Panik
- Zwangsstörungen
- Mobbing
- Autismus
- ADS oder ADHS.
- Einnässen
- usw.
Eigentlich meinen die Eltern, Lehrer, Schulpsychologen und Mitarbeiter von sozialen Einrichtungen aber einen Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche. Selbst Fachleuten wie Hausärzten, Kinderärzten und Sozialpädagogen fällt die Unterscheidung nicht selten schwer. „Kein Problem. – Wir wissen doch alle was gemeint ist!“ – „Leider doch!“
Achtung: Keine geschützte Berufsbezeichnung!
Die größte Gefahr liegt wohl darin, dass der Begriff (psycho-)therapeutische Kenntnisse und Qualifikationen suggeriert, die nicht vorhanden sind. Dies geschieht in einem der schwierigsten und sensibelsten Arbeitsfelder, nämlich der psychische Gesundheit ihres Kindes!
Hier können sich hinter der dem Begriff, z.B. Heilpraktiker für Psychotherapie verstecken und geschickt vorgeben ähnlich oder annähernd so gut ausgebildet zu sein wie KJPler. Dabei ist die Verwendung Begriffes ist nicht verboten. Jede und jeder kann sich so nennen und so bezeichnen, sich als solcher ausgeben und dies zu Werbezwecken (aus)nutzen.
Kinderpsychologe ist ein irreführender Suchbegriff
Insbesondere im Internet nutzen verschiede „Informationsplattformen“ den Begriff „Kinderpsychologe“ um zu Werbezwecken Nutzer auf ihre Homepages zu locken. Leider werden dort beinah ausnahmslos den Ratsuchenden, falsche und fehlerhafte Informationen vermittelt. Damit wird den Ratsuchenden u.U. erheblich geschattet. Ihnen wird ein falsches Bild vermittelt.
Zudem verlieren sie u.U. viel Zeit, da sie der „falsche Suchbegriff“ in die Irre führt und dass in einer dringenden psychosozialen Notlage von Kindern oder in familiären Kriese. Alternativ sollte besser nach dem Begriff „Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut“ gesucht werden um entsprechende seriöse Hilfen und psychotherapeutische Behandlungsangebote zu finden.
Kinderpsychologen bzw. Jugendpsycholgen versus KJP
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut
Sicherlich handelt es sich bei dem Begriff nicht um eine einfache und patientenfreundliche Wortwahl. Selbst dem Fach nahestehende Professionen haben regelmäßig Schwierigkeiten sich den Begriff zu merken oder richtig zuzuordnend. Das ist ein Nachteil, der sich aus einem hoch differenzierten Gesundheitssystem ergibt. Für die Patienten bedeutet die große Auswahl an Therapeuten, Behandlern und Spezialisten neben all den offensichtlichen Vorteilen auch Nachteile. Die schwierige Suche nach dem richtigen Behandler und die verwirrenden Berufsbezeichnungen gehören leider dazu.
Zulässige Berufsbezeichnungen gemäß Psychotherapeutengesetz (PsychThG)
Das Psychotherapeutengesetz schreibt die Berufsbezeichnungen Psychotherapeutin als allgemeine Bezeichnung verbindlich vor. Psychotherapeutische Behandlung dürfen nur mit diesem Beruf ausgeführt werden. Darüber hinaus sind folgende spezifische Bezeichnungen gültig:
- Ärztlicher PT
- Psychologischen PT
- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut (KJP)
Welche Berufe sind auf Kinder und Jugendliche mit psychischen Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten spezialisiert?
Kinder- bzw. Jugendlichenpsychotherapeuten, Fachärzte mit Weiterbildung zum Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und Psychologische PT mit Zusatzqualifikation. Die hier genannten Berufe sind alle akademische bzw. Heilberufe mit Approbation. Die Behandler verfügen zudem über eine mehrjährige Weiterbildung nach dem Studium. Die Behandlung von verhaltensauffälligen oder psychisch erkrankten Nachwuchs findet durch sie in ambulanten Praxen, Institutsambulanzen, Sozialpsychiatrischen Zentren sowie in Kliniken statt. Beratungsstellen können eine gute erste Anlaufstelle sein, jedoch erfolgten dort keine Psychotherapien.
Der Unterschied zwischen Psychologe und Psychotherapeut
Ähnlich der Verwechslung der Begriffe in der KJP verhält es sich auch zwischen diesen Berufsbezeichnungen. Laien fällt die Unterscheidung ebenso wenig leicht.
Dabei handelt es sich um Personen, die das Studium der Psychologie an einer Universität oder Hochschule erfolgreich absolviert haben. Sie sind Inhaber eines akademischen Abschlusses wie beispielsweise Dipl. Psych. der Bachelor/ Master of Science (B.S. / M.Sc. Psychologie), Master of Arts (M.A. Psychologie).
Aber sie üben keinen Heilberuf aus und dies ist ihnen bewusst. Sie weisen Patienten mit Anfragen nach ein Psychotherapie adäquat zurück und leiten sie an geeignete Stellen weiter.
Kinder- und Jugendpsychotherapie ist nur mit Approbation möglich
Um eine Richtlinien durchzuführen ist der Besitz einer Approbation Pflicht. Gemeint ist damit die Anwendung der analytischen, tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie und Verhaltenstherapie. Heilpraktikern und Heilpraktikern für PT ist dies weder gestattet noch sind sie dazu in der Lage.
Gesetze und Regeln zum Schutz der Patienten in der Praxis
Schon vor der Einführung der neueren Regelungen in Bezug auf die Stärkung der Patientenrechte wurden Patienten per Gesetz in Behandlungsverhältnissen geschützt.
Diese Rechte gelten nicht nur gegenüber Ärzten sondern in jedem Behandlungsverhältnis, also auch gegenüber Heilpraktikern oder PT. Zu den Rechten gehören unter anderem:
- Recht auf Information und Aufklärung
- Recht auf Selbstbestimmung
- Einsichtsrecht in die Behandlungsunterlagen
- Medizinische Maßnahme dürfen nur Einwilligung erfolgen
In dem Gesetz zur Verbesserung der Rechte von Patientinnen und Patienten wird die Vertragsbeziehung zwischen Patienten und Behandler, als Dienstleistungsvertrag nach BGB beschrieben und kodifiziert. Siehe im BGB ab dem Paragrafen 630a. Darüber hinaus gibt es den Ausschuss für Beschwerde und Schlichtung der Hessischen Psychotherapeutenkammer. Die Kammer ist verpflichtet, jeder Beschwerde nachzugehen!
Privat zahlen oder übernehmen Krankenkassen die Kosten
Kinderpsychotherapie und Jugendpsychotherapie gehören zu der flächendeckenden Gesundheitsversorgung. Somit werden die Kosten grundsätzlich von den Gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die gesetzlich versicherte Patienten zahlen somit nicht drauf. Allerdings ist die Sicherheit zur Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen und privaten Krankenversicherungen nur bei zugelassenen PT gewährleistet. Bei nicht zugelassenen sogenannten Privatpraxen in Kostenerstattungsverfahren bleiben gesetzlich versicherte Patienten leider ggf. auf den Kosten sitzen.
Leistungen der Krankenversicherungen in den Richtlinien-Verfahren
Die von der gesetzlichen Krankenkassenversorgung zugelassenen drei Richtlinien-Verfahren analytische, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und VT unterscheiden sich konzeptionell sowie im Hinblick auf die Länge und Dauer der Behandlung. Das spiegelt sich in den verschiedenen zu bewilligenden Stundenkontingenten wieder. Ob eine Einzeltherapie oder eine Gruppentherapie beantragt wird, spielt ebenfalls eine Rolle.
Grundsätzlich geht inzwischen jeder Therapie für gesetzlich versicherte Patienten eine pt. Sprechstunde voraus. Danach folgen bis zu sechs probatorische Sitzungen. Sie dienen dem Ausprobieren und dem Kennenlernen, der Diagnostik usw..
Erst dann folgen in der gesetzlichen Krankenkasse die Bewilligungsabschnitte der Kurzzeittherapie 1 und 2 von je zweimal 12 Stunden (zzgl. jeweils 3 Bezugspersonensitzungen) oder/ und der Langzeittherapie und deren Verlängerung.
Tabelle: Therapieverfahren und bewilligte Kontingente
Abkürzungen: Analytische Psychotherapie (AP), tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP), Verhaltenstherapie (VT); Langzeittherapie (LZT); EZ = Einzeltherapie, GT = Gruppentherapie
| LZT | AP | TP | VT |
Kinder EZ GT | 70/ 60 | 70/ 60 | 60/ 60 |
Jugendliche EZ GT | 90/ 60 | 90/ 60 | 60/ 60 |
| Verlängert | |||
Kind EZ GT | 150/ 90 | 150/ 90 | 80/ 80 |
Jugendliche EZ GT | 180/ 90 | 180/ 90 | 80/ 80 |
Aktuelle genaue tabelarische Übersicht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung als PDF-Datei downloadbar:
Was macht ein Psychologe bei Patienten im Kindes- und Jugendalter bis 21 Jahre?
KJPs sind auf Patienten im Alter von 0 bis ins Alter von jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie deren Eltern spezialisierte. Man kann sich leicht vorstellen, dass Erwachsene in der Regel ganz andere Wünsche, Vorstellungen, Fragen und Schwierigkeiten haben. Auch familienbezogene Themen stellen sich anders da als in der Einzeltherapie mit Erwachsenen.
Somit ist es nicht verwunderlich, dass die meisten spezialisierten KJPler eine breite Grundausbildung haben, die das Feld der Pädagogik, Soziologie, Systemtheorie und Entwicklungspsychologie umfasst, genauso wie die klinische Psychologie und die klassische Sozialpädagogik.
Damit lässt sich vielleicht auch besser nachvollziehen, warum an den Praxisschildern der meisten Kindertherapeuten häufig nicht ein „Dipl. Psych.“ steht, sondern z.B. Pädagoge (Dipl. Päd), Sozialpädagoge (Dipl. Sozpäd.) oder Sonderpädagoge. Es macht eben einen entscheidenden Unterschied, womit sich in der praktischen und theoretischen Lehrzeit beschäftigt wurde.
Was macht ein „Kinderpsychologe“?
Ein KJP ist für die Diagnose und Behandlung im Alter von 0 bis zum vollendeten 21. Lebensjahr zuständig. Die Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten, seelischer Krankheiten oder seelisch bedingter körperlicher Erkrankungen erfolgt durch eine Behandlung sowie der begleitenden Arbeit mit den Bezugspersonen.
KJPler können aber auch bei familiären Konflikten, bei Sorgerechts- und Umgangsregelungen, bei Fremdunterbringung und bei gerichtlichen Fragestellungen hinzugezogen werden.
Was passiert in der Behandlung?
Zunächst geht jeder Behandlung eine Anamnese und eine Diagnostik voraus, diese finden in der psychotherapeutischen Sprechstunde bzw. in der Probatorik statt. Neben den Symptomen und Vergabe einer Diagnose nach ICD-10 werden auch viele weitere Faktoren erhoben um den Patienten und sein Umfeld (die Familie) kennen zu lernen.
Die Behandlung wird immer dem Entwicklungsstand des Kindes bzw. Jugendlichen und den jeweiligen Lebensumständen angepasst. Es werden Fähigkeiten und Ressourcen von Kindern, Jugendlichen und Eltern genutzt.
Für die Behandlung von gibt es ein breites Spektrum unterschiedlicher Konzepte, welche für die vielfältigen psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter angewandt werden können.
Unabhängig von dem angewandten Verfahren, analytische, tiefenpsychologisch fundierte Behandlung oder VT, werden neben der Sprache auch andere Ausdrucksmöglichkeiten des Kindes berücksichtigt. Bei jüngeren Kindern wird insbesondere die Fähigkeit zum Spielen untersucht und genutzt. Es finden hier beispielsweise kreative Methoden wie Malen oder Rollenspiele Anwendung. Sei es zum Beziehungsaufbau, zur Verhaltensbeobachtung oder Darstellung unbewusster Themen.
Bei Jugendlichen steht dagegen eher Gespräche im Vordergrund wie man sie aus der Erwachsenentherapie kennt. Besprochen werden äußere Umstände, Verhaltensweisen, Gefühle oder innere Konflikte, die zur Entwicklung der Störung beigetragen haben, und werden miteinbezogen, um nach Lösungen zu suchen.
Bei Kindern werden in der Regel die Eltern, manchmal auch Ärzte, Erzieher, Lehrer oder Familienhelfer in sogenannten Bezugspersonensitzungen einbezogen.
Statt einer Einzeltherapie, oder als Ergänzung zu einer Einzeltherapie, kann auch eine Gruppentherapie durchgeführt werden.
Methoden und Verfahren der Psychotherapie und Verhaltenstherapie
Die Vielfalt der psychotherapeutischen Methoden und Ansätze der Psychotherapie ist inzwischen unüberschaubar. Sie reichen von Gesprächstherapie, Kunsttherapie, Körperpsychotherapie, Systemische Therapie bis hin zur klassischen Psychoanalyse. Für Hilfesuchende und Patienten ist es kaum einschätzbar was sinnvoll und richtig für sie oder ihre Kinder ist.
Feststeht jedoch, dass aktuell nur drei sogenannte Richtlinien-Verfahren von der Krankenkasse bezahlt werden. Diese sind die tiefenpsychologisch fundierte und die analytische Psychotherapie sowie die Verhaltenstherapie.
Die Verfahren unterscheiden sich hinsichtlich ihres Menschenbildes und folglich auch in ihren Auffassungen darüber wie Erkrankungen entstehen. Hier bei beziehen sich die Analytische Psychotherapie und die Tiefenpsychologie auf unbewusste seelische Prozesse und Konflikte, die sich hinter den Krankheitssymptomen verbergen. Die Verhaltenstherapie setzt auf die unmittelbare Behandlung der psychischen Beschwerden und orientiert sich eher an Lerntheorien und Verhaltensänderungen.
Psychotherapie kann sowohl in Form einer Einzeltherapie wie auch als Gruppentherapie durchgeführt werden.
Qualitätsstandards der KJP: Studium plus Weiterbildung
Suche nach Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten!
Ärzte, PsychologInnen und PädagogInnen können nach ihrer Grundausbildung (Studium und Beruf) eine Weiterbildung machen. Diese Weiterbildung ist vergleichbar mit einer Facharztausbildung und entspricht einem zweiten Studium. Das hat sich auch mit der neusten Ausbildungsreform noch nicht geändert.
Absolviert werden kann die Weiterbildung an staatlich anerkannten Ausbildungsinstituten und Universitäten. Grundsätzlich gibt es zwei Spezialisierungen: KJP oder PP für Erwachsene. Dabei ist die Ausbildung zum KJP umfangreicher und dauert deshalb im Schnitt etwa 1,5 bis 2,5 Jahre länger.
Für Erwachsene können im Anschluss eine erweiterte Weiterbildung zum KJP absolvieren. Dies ist jedoch umstritten und wird selbst von den Ausbildungsinstituten höchst kritisch bewertet. Denn auf diesem Ausbildungsweg entfallen die streng supervidierten Ausbildungsfälle an jungen Patienten. Psych. PT mit Zusatzausbildung haben damit erhebliche Defizite in der praktischen Ausbildung.
Wie finde ich einen Kinderpsychologen in der Nähe? - Hilfe beim Suchen und Finden
Nach dem man seine Auswahl an KJPlern getroffen hat, empfiehlt es sich, während der angegebenen telefonischen Sprechzeiten anzurufen, um einen Termin für ein Erstgespräch zu vereinbaren. Ebenso ist es oft möglich eine Rückrufbitte auf dem Anrufbeantworter zu hinterlassen.
Gegebenenfalls sollte man sich in die Wartelisten eintragen lassen und nach einer verabredeten Zeit erneut anfragen.
Flexibilität der Eltern und Kinder bei der Terminfindung erleichtert die Suche nach einem Therapieplatzes. Bei Dringlichkeit und nach Absprache mit der Schule sind auch Unterrichtsfreistellungen möglich.
Wie wähle ich Therapeuten aus?
Bei der Auswahl ist das wichtigste die sogenannte Passung. Gemeint ist damit ob die „Chemie“ zwischen den beiden stimmt oder nicht. Dabei ist eine ausreichend gute Beziehung eine gute Basis für eine Zusammenarbeit. Übersteigerte Erwartungen und als ausgezeichnet empfundene Passung werden oft enttäuscht.
Neben dem persönlichen Eindruck empfiehlt es sich, den fachlichen Hintergrund des Therapeuten genauer zu betrachten. Hierbei ist besonders die Erfahrung in sozialen, pädagogischen sowie psychiatrischen Arbeitsfeldern ausschlaggebend. Eine möglichst breit angelegte Grundausbildung und andere berufliche Erfahrungen sind ebenfalls von Vorteil.
Kinderpsychologie studieren
Diese ist ein Teilbereich der Entwicklungspsychologie und sie ist gehört damit in die Studiengänge im Bereich Fach Psychologie. Ihr Gegenstand ist die Erforschung von altersbezogenen Veränderungen im menschlichen Erleben und Verhalten – also dem Heranwachsen. Dabei beginnt sie bereits im Mutterleib (Pränatale Entwicklung) und geht über die frühe, mittlere und späte Kindheit bis hin zur Pubertät bzw. der Adoleszenz. Andere wesentlichen Entwicklungsbereichen von Kindern, wie die Entwicklung von Sensorik und Motorik runden das Thema ab.
Studium? Aber wo?!
Wer ein universitäres Studium zum Kinderpsychologen studieren will und sich wissenschaftlich Forschung speziell mit Kindern und deren Entwicklung auseinandersetzen möchte muss ein Psychologiestudium anstreben. Mit einer entsprechenden Fächerauswahl und Schwerpunktsetzung im Studium ist dies durchaus möglich. Hier gilt es jedoch vorab sich vorab über die Ausrichtung der jeweiligen Universität oder Hochschule zu informieren. Das Curriculum und dieForschungsschwerpunkte der Lehrbeauftragten unterscheiden sich zwischen den Hochschulen. Bei Interesse an dem Fachgebiet sollte in Vorfeld eine informierte Entscheidung für einen geeigneten Studienort und eine entsprechende Hochschule gewählt werden.
Der Studiengang der Kindheitspädagogik wird seit einiger Zeit an der IU Internationale Hochschule angeboten und stellt evtl. eine Alternative für Menschen da, die ein Studium in diesem oder einem ähnlichen Bereich suchen.
Kein Abschluss zum Fachpsychologe für Kinder, Kindesentwicklung o.ä. in Deutschland
Es gibt keinen akademischen Abschluss zum oder Fachpsychologen für Kindesentwicklung und dergleichen in Deutschland. Auch hier sollte man sich nicht täuschen lassen auch wenn Werbeangebote einiger Fernuniversitäten oder TUs im Internet kursieren! Das Master Studium der Kinderpsychologie gibt es leider nicht. Man beachte hier unbedingt das Kleingedruckte und die strengen Kriterien des Psychotherapeutengesetzes zum Zugang.
Fachpsychologe für Kinder- und Jugendpsychologie in der Schweiz
Die Begriffe und Systeme aus Schweiz sind mit dem Ausbildungs- und Gesundheitssystem in Deutschland nur schwer vergleichbar. Dennoch soll hier der Vollständigkeit halber darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Schweizerische Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie (SKJP) [4] eine Weiterbildung zur Erlangung des Fachtitels „Fachpsychologe für Kinder- und Jugendpsychologie (FSP) anbietet.
Ähnlich wie in Deutschland ist eine Voraussetzung für die Weiterbildung ist ein abgeschlossenes Studium in Psychologie (Lizentiat, Master) sowie eine praktische Tätigkeit in der Kinder- und Jugendpsychologie. Die Weiterbildung umfasst mindestens 700 Stunden und dauert mindestens drei bis vier Jahre und kommt damit bei weitem nicht an die Standards der deutschen Psychotherapeuten heran. Zudem werden absolvierte Lehrgänge der Universitäten Basel und Zürich werden ebenfalls anerkannt und können angerechnet werden.
Forschung und Wissenschaft - Über Kinderpsychiater und Vorläufer
Kinderpsychologie als Beitrag zur Psychotherapie
Seit langem orientieren sich KJPler nicht mehr an ihren Behandlungsverfahren allein. Längs liegt eine Unzahl an Studien und Befunden vor und wesentliche Ergebnisse der Kinderpsychologie finden Beachtung. Folgende Bereiche können unterschieden werden, um einen systematischen Überblick zu erhalten:
- Körperliche Entwicklung
- Entwicklung von Sensorik (Wahrnehmung) und Motorik
- Kognitive Entwicklung
- Emotionale Entwicklung
- Sprachentwicklung
- Selbstkonzept
- Geschlechterrolle
- Moralische Entwicklung
- Soziale Entwicklung
Es gibt viele theoretische Perspektiven und wissenschaftliche Ansätze, welche versuchen menschliche Entwicklung zu erklären und verstehbar zu machen. Wie unterschiedlich diese sein können zeigt die folgende Liste, um nur einige wichtige zu nennen:
- Albert Bandura: Theorie des Sozialen Lernens
- Sigmund Freud: Phasen der psychosexuellen Entwicklung und das Instanzenmodell
- Kurt Lewin: Theorie von der Differenzierung und Integration des individuellen Lebensraums
- Jane Loevinger: Stufenmodell der Ich-Entwicklung zur Bedeutungskonstruktion.
- Jean Piaget: Stufenmodell
- Lew Wygotski: Sozialer Kontextualismus (und die Kulturelle Entwicklungstheorie von Michael Cole)
- Urie Bronfenbrenner: Ökosystemische Ansatz
Obwohl diese Theorien und Ansätze sowie Studien und Befunden zu wesentlichen Entwicklungsbereichen durchaus ernst zu nehmend sind und theoretisch wie praktisch ihre Anwendung finden, gibt es bislang kein eigenständiges universitäres Studium. Es gibt keinen akademischen Abschluss. Aber Forscher können sich speziell mit Kindern und deren Entwicklung beschäftigen oder in verschiedenen Anwendungskontexten schwerpunktmäßig mit Kindern arbeiten.
Letzteres ist als KJPler möglich, indem psychisch oder psychosomatisch erkrankte Kinder behandelt werden. Doch dann sind dies therapeutisch tätige Psych., die wie auch Pädagogen und Ärzte, die über auf dem Studium aufbauende fachkundliche Weiterbildungen verfügen.
Pionierarbeit der Psychoanalyse
So umstritten heute Siegmund Freud auch sein mag und so überholt einige seiner damaligen Erkenntnisse aus heutiger Sicht sein mögen, er war der wichtigsten Wegbereiter der PT. Freund setzte damals, wie auch heut die Tiefenpsychologieund Psychoanalyse, auf entwicklungspsychologische Aspekte und mögliche Fehlentwicklungen als Ursache von Erkrankungen. Teile seiner Werke stellen sich teilweise als Lehrbuch der klinischen Kinderpsychologie da so auch seine Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters:
In den Fokus setzte er die Sexualentwicklung und verwies auf den Ödipuskomplex, den Elektrakomplex und ein Strukturmodell der Psyche, welches bis heute Gültigkeit hat. Freud machte die Existenz des Unbewussten und die Abhängigkeit von elterlichen Einflüssen populär.
Seine Tochter Anna Freud leistete Pionierarbeit auf dem Gebiet der psychoanalytischen Behandlung von Kindern. Sie war sozusagen die erste Kinderpsychologin. Eine Behandlung von Kindern hatte es bis dahin nicht gegeben. Anna Freud legte damit den entscheidenden Grundstein für die heutige Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.
In den 1930er und 1940er Jahren wurde von Psychoanalytikern die Objektbeziehungstheorie entwickelt. Sie untersucht die Interaktionen des Individuums mit realen und imaginären Personen und die Beziehungen, die Menschen zwischen ihren äußeren und inneren Objekten erleben. Die Bedeutung einer verlässlichen sozialen Beziehung zu einer Bezugsperson war wurde damit Gegenstand vieler Forschungsarbeiten.
Heute reißt die Tradition der Tiefenpsychologie und Psychoanalyse nicht ab. Aktuell sind die Bindungstheorie (Bowlby) oder Mentalisierungskonzepte (Fonagy) wichtige Beiträge für alle, selbst für Verhaltenstherapeuten.
Anwendung kinderpsychologischer Erkenntnisse und Themen
Die Ergebnisse finden nicht nur den Eingang in die PT. Längst sind sie Bestandteil von Elterninformation und Beratung von Eltern. Genauso haben sie in der Ausbildung von Erziehern und Lehrkräften ihren festen Platz: Sprachentwicklung, kindliche Aggressionen, Geschlechterrollen und Geschlechtsidentität usw.. Dabei gibt es einen fließenden Übergang zur Klinik und Forschung zu psychischer Störungen.
Weiterführende Infos und Hilfen
Hilfreiche Links und wichtige Adressen für Eltern und Patienten
Wichtige Literatur und Buchempfehlungen
Erik H. Erikson
- Jugend und Krise. Die Psychodynamik im sozialen Wandel. Klett. 1974
- Der vollständige Lebenszyklus; Frankfurt a. M. 1988; 2. Aufl. 1992
- Identität und Lebenszyklus. Drei Aufsätze; Frankfurt a. M. 1966; 2. Aufl. 1973
- Kindheit und Gesellschaft; Zürich 1957
Anna Freud
- Die Schriften der Anna Freud; Kriegskinder; Berichte aus den Kriegskinderheimen » Hampstead Nurseries « (1939-1945), FISCHER Taschenbuch ISBN: 978-3-596-26812-2
- Die Schriften der Anna Freud; Indikationsstellung in der Kinderanalyse und andere Schriften (1945-1956), FISCHER Taschenbuch ISBN: 978-3-596-26814-6
- Die Schriften der Anna Freud; Anwendung psychoanalytischen Wissens auf die Kindererziehung und andere Schriften (1956-1965), FISCHER Taschenbuch ISBN: 978-3-596-26817-7
- Die Schriften der Anna Freud; Psychoanalytische Beiträge zur normalen Kinderentwicklung (1971-1980), FISCHER Taschenbuch ISBN: 978-3-596-26820-7
- Die Schriften der Anna Freud; Anstaltskinder; Berichte aus den Kriegskinderheimen » Hampstead Nurseries « (1939-1945), FISCHER Taschenbuch ISBN: 978-3-596-26813-9
- Die Schriften der Anna Freud; Psychoanalyse und Erziehung und andere Schriften (1945-1956), FISCHER Taschenbuch ISBN: 978-3-596-26815-3
- Die Schriften der Anna Freud; Probleme der psychoanalytischen Ausbildung, der Diagnose und der therapeutischen Technik (1966-1970), FISCHER Taschenbuch; ISBN: 978-3-596-26819-1
- Die Schriften der Anna Freud; Forschungsergebnisse aus der » Hampstead Child-Therapy Clinic « und andere Schriften (1956-1965); FISCHER Taschenbuch; ISBN: 978-3-596-26816-0
Reiter, L.
- Von der Familientherapie zur systemischen Perspektive. Springer Verlag, Heidelberg (1997)
Rotthaus, W. [Hrsg.]
- Systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Carl-Auer, Heidelberg (2013)
Petermann, F.
- Grundbegriffe und Trends der Klinische Kinderpsychologie und Kinderpsychotherapie. In: Petermann F (Hrsg) Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie und Psychotherapie. Hogrefe, Göttingen (2002)
Schmidtchen, S.
- Indikation zur Spieltherapie. In Bencken J (Hrsg) Kinderspieltherapie. Kohlhammer, Stuttgart (1982)
Remschmidt, Schmidt, Poustka und World Health Organization
- Multiaxiales Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters nach ICD-10 der WHO
Quellen
- Landeskammer für Psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten Hessen: „Information zum Patientenrechtegesetz“
- Landespsychotherapeutenkammer Baden – Württemberg: Wege zur Psychotherapie. Landespsychotherapeutenkammer Baden- Württemberg.
- Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters. Fegert, Eggers, ReschSpringer (2012)
- Warnke A., Lehmkuhl G. (2011). Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Deutschland. Die Versorgung von psychisch kranken Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Schattauer Verlag, Stuttgart


