Journal Psychologe und Patient – Texte zur Persönlichkeitsentwicklung |
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Im Journal erscheinen Fachartikel, Rezensionen, Kommentare und Berichte zu relevanten Themen aus Psychologie, Selbsterfahrung und Persönlichkeitsentwicklung. Ebenso werden Hinweise zu Veranstaltungen und Terminen veröffentlicht.
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Fachartikel:
Die Abschlussprüfungen zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und Psychologischen Psychotherapeut bestehen – Gesammelte Erfahrungen und Anleitung zum Erfolg – 1. Teil: Organisation und die schriftliche PrüfungWie bereite ich mich richtig auf das schriftliche Staatsexamen und die mündliche Approbationsprüfung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut oder zum Psychologischen Psychotherapeut vor? *gender fair: hier sind alle gemeint.* Welches Repetitorium soll ich kaufen? Woher bekomme ich die alten Prüfungsfragen? Wie läuft die schriftliche Prüfung ab? Wie läuft die mündliche Prüfung ab? Welche Fragen werden in der mündlichen Prüfung gestellt? Wie viel Zeit brauche ich zur Vorbereitung? Wie schaffe ich das, ohne zu verzweifeln? Diese und ähnliche Fragen treiben alle Ausbildungskandidaten um. Die Antworten für Euch gibt es hier. In zwei Teilen erfahrt Ihr übersichtlich was Euch erwartet, was Ihr wissen und tun müsst. Das wichtigste ist eine angemessene EinstellungUm die letzte Hürde der Ausbildung zu erfolgreich zu bewältigen, ist es sinnvoll die hier beschriebene Strategie zu verfolgen und als Haltung zu verinnerlichen. Letztendlich geht es darum, auf der Zielgeraden die nötige Ruhe zu bewahren, sein Ziel ins Auge zu fassen und die anstehende Belastung souverän durchzustehen. Mit anderen Worten: Wir gehen möglichst professionell mit der Aufgabe um! OrganisationZuerst brauchten wir einen Zeitplan über die 12 Monate vor dem Termin der schriftlichen Prüfung. Die halbjährigen Termine variieren zwar von Jahr zu Jahr, verschieben sich aber nur um wenige Wochen. Die Termine erfährt man rechtzeitig bei dem Ausbildungsinstitut und dem zuständigen Landesprüfungsamt. Es müssen mindestens drei Monate eingeplant werden, um intensiv für die schriftliche Prüfung zu lernen. Damit das machbar ist, sollten möglichst alle Behandlungsfälle abgeschlossen, die Prüfungsfälle gut vorbereitet, geschrieben und mit den Falldokumentationen abgegeben worden sein. Der Arbeitgeber und das soziale Umfeld muss ebenso vorgewarnt werden. Es werden einige Urlaubswochen geopfert werden müssen, um sich möglichst ohne unnötigen Stress vorzubereiten. Man wird feststellen, dass es mehr Stoff ist, als man denkt, aber es ist gut machbar! Vieles ist völlig neu, doch man hat in den letzten Jahren schon so einiges gehört und gelesen. - Denkt an die fristgerechte Abgabe der Prüfungsfälle, die Anmeldungen nebst geforderter der Unterlagen und der Entrichtung der Verwaltungsgebühr von 95 Euro an das zuständige Landesprüfungsamt bzw. eurem Ausbildungsinstitut. Wenn die Zeitplanung und die Organisation steht, ist es gut sich in ein Repetitoriumsseminar z.B. bei Frau Dr. Rettenbach in der WIAP zu begeben - Info auf www.wiap.de. Es geht zur Not zwar auch ohne diesen Nachmittag, besser ist es dennoch. Dann beschafft man sich die benötigten Materialien zur Vorbereitung:
Damit wäre für die schriftliche Prüfung alles notwendige bereitgelegt. Einstieg Obwohl es sich "nur" um ca. 10 Kurzantwortfragen und 70 Multiple-Choice-Fragen handelt, sollte erfahrungsgemäß eine Vorbereitungszeit von drei Monaten nicht unterschritten werden. (Ich habe es gezwungenermaßen getan und es tat wirklich unnötig weh!) Es ist nicht ganz einfach, auf Anhieb den richtigen Weg zum Umgang mit dem Stoff zu finden. Daher: Am besten ist es meiner Erfahrung nach, sich das Inhaltsverzeichnis von Kandale und Rugenstein genau anzusehen und dann zwei bis drei Klausuren unter simulierten Prüfungsbedingen zu kreuzen. Wie das geht, steht auf den ersten 17 Seiten des Buches: Zwei Stunden für 80 Fragen (auf Toilette gehen, Schokolade und Trinken ist erlaubt). Ziel der Übung ist es, sich mit der Art der Fragen, den Themen und ihren Eigenheiten vertraut zu machen. Keine Angst, die Zeit reicht wirklich aus. Eine zielführende StrategieSo hirnrissig und absurd die Fragen auf einen überzeugten Psychoanalytiker oder Tiefenpsychologen auch wirken mögen, sie folgen einer Systematik, die sehr wahrscheinlich anders ist als das eigene Denken. Dennoch verfehlen sie nicht ihr Ziel: Der Zwang zur intensiven und kleinteiligen Auseinandersetzung mit der ICD-10. Daran gekoppelt sind die zugrundeliegenden Testverfahren und Auswüchse, die einer symptombezogenen und pathologisierenden Denke entsprechen, welche dem psychiatrisch und evidenzbasierten medizinischen Primat entspringen. - Das ist traurig, aber wahr. Trübsal und Depression sind jedoch fehl am Platz. Genauso wie die Wut, die viele immer wieder darüber äußern. Mehrfaches Lesen und Unterstreichen der wichtigen Passagen in der ICD-10 und dem Repetitorium führen zum Erfolg. Sicher funktionieren Lernkarten usw. ebenso. Es sollte nichts weiter sein als eine intellektuelle Übung ohne tieferen Gehalt oder emotionale Aufregung über deren Inhalt. Das regelmäßige Kreuzen der alten Klausuren zeigt einem zuverlässig die Wissenslücken auf. Darauf kann man sich wirklich verlassen. Dann gilt es themen- und diagnosenspezifisch nachzuarbeiten und die nächste Übungsklausur in Angriff zu nehmen. (Mir reichten etwa zehn Klausuren, die ich mit 5 bis 10 Punkten über der Durchfallquote von 48 Richtigen von 80 bestand). Wie oben bereits angedeutet geht es auch darum, sich mit dem Stiel der Fragen vertraut zu machen und sich nicht an ihrem Aufbau zu stören. Darüber hinaus gewöhnt man sich langsam an die Prüfungssituation und lernt seine Konzentration entsprechend einzuteilen. Die meisten Fehler, die später gemacht werden, sind tatsächlich Flüchtigkeitsfehler, weil man die Frage nicht richtig gelesen hat und/ oder zu schnell mit der Antwort war. Doch wie allgemein bekannt ist: Es bestehen 90 bis 95% der Teilnehmer und man kann die Klausur ein- oder gar zweimal wiederholen. Prioritäten setzenDer Stoff ist umfangreich. Neben dem Buch "Das Repetitorium für die Abschlussprüfung zum Psychologischen Psychotherapeuten und zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten“ werden von den Instituten und von wohlmeinenden Kollegen oft noch zusätzlich Reader und Literaturtipps vergeben. Um sich hierin nicht zu verzetteln, ist es erfahrungsgemäß günstig, die Prioritäten wie folgt zu setzen:
Kapitel aus Kandale und Rugenstein:
Dann die weiteren Kapitel aus Kandale und Rugenstein verwenden und erst dann, wenn überhaupt, die zusätzlichen Reader und Literaturtipps. Die schriftliche Prüfung - der große TagEs ist sicher nicht verkehrt, einige Zeit zuvor schon mal den Prüfungssaal gesehen zu haben und den Weg dorthin zu kennen. Nicht vergessen den Personalausweis, die Einladung, das Wasser, die Schokolade, die Ohrstöpsel und das "Worst-Case-Taxi-Geld" einzustecken – ab geht die Post. Bei Ankunft muss man sich anstellen, um sich anzumelden. Die Sitzplätze sind vorgegeben. Die Atmosphäre in der Prüfung ist absolut ruhig. Atmen nicht vergessen, durchziehen, den Sekt genießen, vorbei, bestanden! Wann kommen die Ergebnisse?Obwohl das IMPP eine Verwaltungsstelle auf Hightech-Niveau ist, benötigt sie einige Wochen, um die Ergebnisse online zustellen und die Noten per Post mitzuteilen. Wer schlau ist, markiert die Lösungen während der Prüfung in seinem Fragenheft und nimmt es mit. Das ist erlaubt. So erhält man in der Zeit danach ein wenig mehr Ruhe und Gewissheit. Die Abschlussprüfungen zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und Psychologischen Psychotherapeut bestehen – Gesammelte Erfahrungen und Anleitung zum Erfolg – 2. Teil: Die mündliche PrüfungHat man sich die schriftliche Prüfung hinter sich gebracht, hat man sie wahrscheinlich auch bestanden. Doch das Ritual fordert noch einen letzten Gang und je näher der Termin rückt, desto unangenehmer werden die Vorstellungen über die mündliche Prüfung. Zumal immer wieder von fiesen Fragen und einer eher unangenehmen Stimmung die Rede ist. - Antworten gibt es zum Ablauf, der Stimmung und ein paar der beliebtesten fiesen Fragen verraten. Vor der Prüfung Es ist schon vorgekommen, dass Kandidaten/innen *gender fair: hier sind alle gemeint.* die mündliche Prüfung angetreten sind, ohne die Ergebnisse der schriftlichen Prüfung zu wissen. Bei uns war es nicht so. Zwischen der schriftlichen und der mündlichen Prüfung hat man zwischen einem bis zwei Monate Zeit sich vorzubereiten. Was sinnvoll ist, aber auch nicht überbewertet werden sollte. Beliebte Fragen der PrüfungskommissionGute Dienste für die Vorbereitung zur mündlichen Prüfung leistete mir das im 1. Teil schon genannte Buch "Das Repetitorium für die Abschlussprüfung zum Psychologischen Psychotherapeuten und zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten" von Kandale und Rugenstein aus dem dpv - Deutscher Psychologen Verlag - www.psychologenverlag.de mit der ISBN 978-3-942761-30-7 für 44 Euro. Weiter reichende Fragen in die tiefenpsychologischen Modelle sind ausreichend gut abgedeckt über Stavros Mentzos Buch „Lehrbuch der Psychodynamik. Die Funktion der Dsyfunktionalität psychischer Störungen“ aus dem Vandenhoeck & Ruprecht Verlag mit der ISBN 978-3-525-40123-1. Grundbegriffe der Psychoanalyse und Tiefenpsychologie (Kandale und Rugenstein S. 262 ff.)
Diagnostik:
Praxis- und fallbezogene Fragen:
Zusammensetzung der PrüfungskommissionDie Prüfungskommission besteht aus vier Personen. Darunter sind zwei Dozenten aus dem eigenen Ausbildungsinstitut und zwei weitere Prüfer aus einem anderen. Einer der Prüfer aus dem eigenen Ausbildungsinstitut führt den Vorsitz in der Prüfung. Dies fällt jedoch in der Prüfung nicht wirklich ins Gewicht. Einer der Prüfer muss Arzt sein. Ablauf und Stimmung in der mündlichen PrüfungIn Frankfurt am Main muss man mit der Einladung und einem gültigen Personalausweis oder Reisepass eine halbe Stunde vor dem Beginn der Prüfung vor Ort sein. Besser ist es, Zeit für die regelhaften Störungen der U-Bahn (U1, U9) zum Nordwestzentrum und ggf. ein Taxi einzuplanen. Es gibt eine Einzelprüfung und eine Gruppenprüfung. Zuerst kommt die Einzelprüfung, sie dauert 30 Minuten. Meistens wird ein Fall ausgewählt, den man vorstellen soll, und zu dem man befragt wird. Manche dürfen sich den Fall aussuchen, andere werden zu beiden Fällen befragt, wieder andere werden kaum zu ihren Fällen befragt und sind entsprechen enttäuscht. Hier gibt es alle möglichen Varianten, die Entscheidung darüber obliegt allein dem Prüfungskomitee. Wenn alle Kandidaten im Einzelgespräch geprüft wurden, beginnt die Gruppenprüfung. Pro Person dauert sie 30 Minuten, also zwei Stunden bei vier Kandidaten. Hier werden meist kreuz und quer Fragen gestellt, Themen diskutiert und noch mal einzelne Facetten der Fälle besprochen. Die Einschätzungen und Berichte über die mündliche Prüfung sind seit langem sehr durchwachsen. Einige Kandidaten fühlten sich angegangen, unfair behandelt und sogar diskriminiert. Andere Stimmen berichten von einer freundlichen, zugewandten und wohlwollenden Atmosphäre, in der die Prüflinge zeigen konnten, was sie konnten und wussten. Entsprechend unterschiedlich fiel die Zufriedenheit über die Benotungen aus. Innerlich sollte man sich lieber auf eine eher schwierige Gesprächsgruppe einstellen, denn manchmal sind sich selbst die Prüfer unter einander uneinig, was den Flow der Gespräche stark stören kann. Nicht sinnvoll ist es, Themen zu diskutieren wie die Sinnhaftigkeit von ICD-10-Diagnosen, psychometrische Testung oder freiheitliches Denken in der Psychotherapie (bspw. nach I. Yalom). Selbst bei guter Argumentation gibt sich die Kommission hier im Zweifelsfall eher „technokratisch“, wie man es schon aus der schriftlichen Prüfung kennt. Man kann natürlich genauso an offene Prüfer geraten, aber es sind eben nicht alle so. Diese Gegebenheiten kann man kaum beeinflussen und sollte versuchen, sich nicht abwerten zu lassen. Vier Tatsachen für die nötige Selbstsicherheit
Viel Erfolg, Ihr schafft das!
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